Trostfrauen

Erklärung über die Behandlung der „Trostfrauen“-Frage in Schulbüchern

Prof. Dr. Reinhard Zöllner der Universität Bonn hat auf seinem privaten Blog eine Erklärung über die Behandlung der „Trostfrauen“-Frage in Schülbüchern veröffentlicht, die von mehreren in den USA wirkender Historiker abgegeben wurde. Diese Erklärung soll im Organ der US-amerikanischen Historikervereinigung veröffentlicht werden. Sie wendet sich gegen die Versuche der japanischen Regierung, eine ihr genehme Darstellung der „Trostfrauen“-Frage in Schulbüchern im In- und Ausland zu erreichen.

Herr Zöllner hat mit Einverständnis einer der Initiatorinnen eine deutsche Version der Erklärung erstellt. Diese ist auf seinem privaten Blog zu finden und es besteht die Möglichkeit sich über das Kontaktformular der Erklärung anzuschließen. Der Korea Verband, insbesondere die AG „Trostfrauen“, unterstützt  die Erklärung nachdrücklich und fordert Unterstützer*innen zur Zeichnung der Erklärung auf.

Hier Unterzeichnen!

Der Text der Erklärung auf Deutsch:

Als Historiker und Japanologen drücken wir unsere Bestürzung darüber aus, daß die japanische Regierung seit kurzem versucht, Feststellungen in Geschichtslehrbüchern in Japan und anderswo über die euphemistisch so genannten “Trostfrauen” zu unterdrücken, die während des Zweiten Weltkriegs im Dienst der japanischen Armee unter einem brutalen System sexueller Ausbeutung gelitten haben.

Historiker debattieren darüber, ob die Zahl der ausgebeuteten Frauen im Bereich von Zehntausenden oder Hundertausenden lag und welche Rolle das Militär bei ihrer Rekrutierung genau spielte. Doch die sorgfältigen Recherchen des Historikers Yoshiaki Yoshimi in japanischen Regierungsarchiven und die Zeugnisse von Überlebenden aus ganz Asien haben jeden Zweifel an den grundsätzlichen Zügen eines Systems, das staatlich geförderter sexueller Sklaverei gleichkam, beseitigt.

Als Teil ihrer Bemühungen, die patriotische Erziehung zu fördern, stellt die gegenwärtige Regierung von Ministerpräsident Shinzō Abe die gültige Geschichte der Trostfrauen buchstäblich infrage und versucht, ihre Erwähnung in Schulbüchern zu unterbinden. Einige japanische Politiker haben legalistische Argumente entwickelt, um die Verantwortlichkeit des Staates zu leugnen, während andere die Opfer verhöhnt haben.
Rechtsextreme bedrohen Journalisten und Wissenschaftler, die das System und die Geschichten seiner Opfer dokumentiert haben, und schüchtern sie ein.

Wir erkennen an, daß nicht nur die japanische Regierung versucht, Geschichte zu ihrem eigenen Nutzen zu erzählen. In den Vereinigten Staaten haben Staatsparlamente und lokale Schulbehörden versucht, Schulbücher umzuschreiben und Lehrpläne zu entwickeln, die “unpatriotische” Bezüge auf den Vietnamkrieg auslöschen sollen. 2014 verabschiedete Rußland ein Gesetz, das die Verbreitung von aus der Sicht der Regierung falschen Informationen über sowjetische Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg unter Strafe stellt. In diesem Jahr, der 100. Wiederkehr des Völkermords an den Armeniern, wurde ein türkischer Bürger ins Gefängnis gesteckt, weil er daran festhielt, daß die Regierung dafür Verantwortung trug. Die japanische Regierung zielt jetzt jedoch auf die Arbeit von Historikern im In- und Ausland.

Am 7. November 2014 beauftragte das japanische Außenministerium sein New Yorker Generalkonsulat, den Verlag McGraw-Hill zu bitten, die Beschreibung von Trostfrauen in seinem Lehrbuch der Weltgeschichte “Traditions and Encounters: A Global Perspective on the Past” zu korrigieren, das von Herbert Ziegler und Jerry Bentley verfaßt wurde.

Am 15. Januar 2015 berichtete das Wall Street Journal, im vergangenen Dezember habe ein Treffen zwischen japanischen Diplomaten und Vertretern von McGraw-Hill stattgefunden. Der Verlag lehnte das Ansinnen der japanischen Regierung ab, zwei Absätze zu streichen, und stellte fest, daß Wissenschaftler die historischen Fakten über die Trostfrauen festgestellt haben. Wir unterstützen den Verlag und stimmen dem Verfasser Herbert Ziegler darin zu, daß keine Regierung das Recht haben soll, die Geschichte zu zensieren. Wir stehen an der Seite der vielen Historiker in Japan und anderswo, die daran gearbeitet haben, die Fakten über dieses und andere Vergehen des Zweiten Weltkriegs ans Licht zu bringen.

Wir üben und schreiben Geschichte, um aus der Vergangenheit zu lernen. Deshalb stellen wir uns gegen die Anstrengungen von Staaten oder Gruppen mit Sonderinteressen, Verleger oder Historiker unter Druck zu setzen, damit sie die Ergebnisse ihrer Forschungen politischen Zwecken anpassen.

Diese Erklärung folgt in Wortlaut und Absicht der Erklärung US-amerikanischer Historiker vom Februar 2015.

Foto: Tsukasa Yajima