Die Geschichte des Korea Verbandes

Die Gründungsgeschichte des Korea-Verbandes geht bis in die 1960er Jahre zurück und beruht auf einer besonderen Freundschaft zwischen Prof. Dr. Günter Freudenberg, den Initiator des Korea-Verbandes und den Gründer der heutigen Stiftung Asienhaus, und den berühmten  koreanischen Komponisten YUN Isang. Die Entführung von siebzehn jungen Studierenden aus  Deutschland – unter anderem YUN Isang –  durch den koreanischen Geheimdienst KCIA im Jahre 1967wurde der Beginn der aktiven Korea-Solidaritätsarbeit von Prof. Günter Freudenberg. Die nächste skandalöse Entführung des damaligen Oppositionsführers, KIM Dae-Jung, von Japan nach Korea durch den KCIA während des PARK Chung-Hee-Regimes und den Todesurteil über den Dichters KIM Chi-Ha führten 1976 zur Gründung des Korea-Komitees, dessen Ziel darin bestand, die südkoreanische Opposition im In- und Ausland in deren Kampf gegen die herrschende Militärdiktatur und die Teilung des Landes organisatorisch sowie materiell und ideell zu unterstützen. Es gehörte zum Gründungsmitglied der Allianz der Auslandskoreaner für Demokratie und Wiedervereinigung, die 1979 in Tokio ins Leben gerufen wurde, an.

Schon 1978 veranstaltete das Korea-Komitee in Zusammenarbeit mit dem studentischen Forum für Demokratie, der Koreanischen Frauengruppe in Deutschland und dem Koreanischen Arbeiterverein mit ideeller Unterstützung der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD) die erste internationale politische Korea-Tagung außerhalb Japans in Bonn. Trotz gegen Prof. Freudenberg und die Mitstreiter gerichteter Diskriminierungsversuche der Botschaft der Republik Korea nahmen auch deutsche Spitzenpolitiker daran teil.

Zur besseren Vernetzung der Korea-Aktivitäten in Deutschland wurde 1978 eine gemeinsame organisatorische Plattform die Korea-Koordinationskonferenz (KoKoKo) gegründet. Sie bewährte sich sowohl bei der Austragung politischer Konflikte als auch bei der Koordination der Zielvorstellungen, Strategien und politischen Kräfte über viele Jahre hinweg. Mit ihrer Hilfe konnte im Anschluss an die deutsche Wiedervereinigung die westdeutsche und die ostdeutsche Korea-Solidaritätsarbeit zusammengeführt werden.

Aus Anlass der Olympischen Spiele 1988 in Seoul wurde die Korea Kampagne gestartet. Sie war der über Erwarten gelungene Versuch, eine Gegenöffentlichkeit gegen das von südkoreanischer Seite aus verbreitete Koreabild herzustellen und die Athleten politisch zu sensibilisieren. Zentrum dieser Kampagne war ein neu geschaffenes, professionell arbeitendes Korea-Informationsbüro in Trägerschaft des Korea-Kreises Osnabrück. Es konnte einen großen Einfluss auf die Berichterstattungen über Korea in den deutschen Medien ausgeübt werden.

Nach dem Modell der „Korea-Koordinationskonferenz“, in der das Missionswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, von Anfang an vertreten war, wurden aus allen Kirchen mit Kontakten zu Korea Vertreter nach Hamburg eingeladen, um die akuten politischen Ziele und Aktivitäten zu koordinieren. Dies geschah in Gestalt des 1987 beschlossenen European Korean Network (EUKONET) von dem in der Folgezeit viele Anstöße, nicht zuletzt Nordkorea und die Wiedervereinigung betreffend, ausgegangen sind. So kam es auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin (1990) erstmals zu einer Begegnung zwischen EUKONET-Mitgliedern, Kirchenfunktionären aus Nord- und Pfarrern aus Südkorea. Seitdem gehörte Prof. Freudenberg als Vertreter der nichtkirchlichen Korea-Arbeit auch der „Korea-Koordinations-Gruppe“ (KoKoGru) der Evangelischen Kirche in Deutschland an.

Seit Ende der achtziger Jahre bestand der Bedarf, die traditionellen Formen der Korea-Solidaritätsarbeit zu professionalisieren und in größere politische Zusammenhänge einzubinden, um künftig noch effizienter zu sein. Dem diente  die Gründung des Korea-Verbands e.V. am 18. November 1990 und die Überführung des Korea-Informationsbüros der Olympiakampagne in das dem Korea-Verband zugeordnete, professionell geführte Korea Kommunikations- und Forschungszentrum (KoKoFo). Gleichzeitig erstrebte Prof. Dr. Freudenberg die Einbindung der Korea-Solidaritätsarbeit in einen größeren Arbeitszusammenhang und suchte sie materiell abzusichern. So gründete er 1991 die Asienstiftung, welcher der Korea-Verband neben anderen Asien-bezogenen Basisorganisationen als ständiges Mitglied angehört, und durch die Schaffung eines Asienhauses als Projekt länderübergreifender Solidaritätsarbeit und langfristiges Zentrum asienbezogener, alternativer Aktivitäten in Deutschland.  Im Jahre 2013 wurden anlässlich des Umzuges von Essen nach Köln die Asienstiftung und das Asienhaus zur Stiftung Asienhaus zusammengeführt.

Im Jahre 2008 zog Korea-Verband e.V. von Essen nach Berlin und schaffte dann erfolgreich den Generationswechsel durch die jungen Engagierten in der wiedervereinigten Hauptstadt. Als Plattform dient er weiterhin den vielfältigen Aktivitäten sowohl in politischen und gesellschaftlichen als auch in kulturellen Themen.  Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen der 1. und 2. Generationen der in Deutschland lebenden Koreaner*innen sowie den zahlreichen Stiftungen und Nicht-Regierungs-Organisationen, Gewerkschaften und kirchlichen Organisationen sowohl aus Asien und Europa.

Professor Günter Freudenberg (1923-2000) war von 1977-1997 Vorsitzender des Korea-Komitees in der Bundesrepublik und Berlin (West) und dessen Nachfolgeorganisation Korea-Verband, dessen Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tod war. Er war auch Vorsitzender bzw. dann Ehrenvorsitzender der von ihm initiierten Asienstiftung (1991-2000). 1998 erhielt er von der National Alliance for Democracy and the Reunification of Korea in Südkorea einen Dankespreis in Anerkennung seiner besonderen Verdienste beim Kampf für Demokratie, die Anerkennung der Menschenrechte und die Wiedervereinigung Koreas.

Niemand bezweifelt, daß die Länder und Kulturen Asiens eine immer größere wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Rolle spielen werden. Dieser Tatsache werden weder unser Wissensstand, noch unsere Fähigkeiten zu interkultureller Zusammenarbeit gerecht […]

Dies zu ändern liegt im wohlverstandenen Interesse aller Beteiligten und ist das Hauptmotiv der Gründung und der heutigen Arbeit der Asienstiftung. Ich möchte sie verstanden wissen als Angebot an alle progressiven Kreise in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

– Günter Freudenberg

Weitere Informationen zur Gründung Korea-Verbandes aus der Perspektive von Prof. Günter Freudenberg: Link